Preise für Konzerte gehen durch die Decke
Written by admin on 21/01/2025
Manche Konzertbesuche sind teilweise so teuer wie Kurzurlaube. Viele Fans der Sängerin Adele haben für die Auftritte der Pop-Ikone im Sommer 2024 in München alleine für Tickets zwischen 180 und 600 Euro ausgegeben. Dazu kamen weitere Ausgaben für Anreise, Verpflegung, oft auch Hotelkosten. Seit der Corona-Pandemie sind die Ticketpreise im Schnitt um brutale 30 Prozent gestiegen, erklärt der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft.
Warum steigen die Preise so heftig? Künstlerhonorare sind im Festivalbereich teilweise sogar um das Dreifache gestiegen. Grund dafür ist unter anderem, dass die Konzerte für die allermeisten Künstler zur Haupteinnahmequelle geworden sind, weil vom Streaming nur wenige Bands stark profitieren. Dieses sagt Johannes Everke, Chef des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft. So soll Taylor Swift an einem Gig laut Branchen-Insidern umgerechnet mehr als zwölf Millionen Euro einnehmen. Weiterhin kommt dazu, dass Konzerte in der Umsetzung aufwendiger und damit auch teurer geworden sind.
„Das bedeutet, dass wir bei den Konzerten schon lange nicht mehr nur die Musik verkaufen. Die gibt es ja kostenlos woanders. Sondern wir verkaufen das Erlebnis, die Identifikation und die Gemeinschaft“, sagt Everke.
Außerdem hätten sich die Ansprüche sowohl des Publikums als auch der Künstler verändert: „220 Meter LED-Wand, Feuerwerk und alles mögliche, Pyrotechnik bei Adele – das war vor 20 Jahren nicht nötig.“
Erschwerend sind auch die Personalkosten, denn die treiben die Ticketpreise nach oben. Bei den Konzerten der Sängerin Adele waren 700 Mitarbeiter am Aufbau des Konzertstadions in München beteiligt, welches Medienberichten zufolge 140 Millionen Euro gekostet hat. Dazu sei Technik teurer geworden. Auch hätten gestiegene Risiken, wie beispielsweise Wetterrisiken, die Versicherungsprämien verteuert. Unter dem Strich seien die Produktionskosten der Veranstalter in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent gestiegen und man kann nicht übersehen, ob diese noch heftiger werden.
Einfluss auf die Konzertpreise haben auch die Ticketverkäufer. Der größte Ticketverkäufer und Veranstalter in den USA ist das Unternehmen Live Nation, das auch hinter den Adele- oder Coldplay-Konzerten steckt. Live Nation ist mit seiner Tochterfirma Ticketmaster zwar auch in Deutschland und Europa aktiv, allerdings nicht so stark als in den USA. Denn mit dem Ticketverkäufer und Veranstalter CTS Eventim gibt es hier nennenswerte Konkurrenz.
Sowohl Live Nation als auch Eventim verkaufen nicht nur Konzert-Tickets, sie treten gleichzeitig selbst oder über Tochterfirmen auch als Veranstalter auf. Außerdem betreiben sie teilweise auch die Locations, in denen die Konzerte stattfinden und sichern sich damit eine enorme Marktmacht. Für Kunden bedeutet das oftmals höhere Preise und diese müssen die Preise dann schlucken, wenn man unbedingt eine Band sehen möchte.
Offenbar passen einige Unternehmen die Preise auch an die jeweilige Nachfrage an und beobachten diese sehr genau. Die Rede ist von „Dynamic Pricing“ – also einer dynamischen Preisanpassung von Tickets, je nach Nachfrage. Wie Recherchen zeigen, nutzt Live Nation in den USA Algorithmen, die den Ticketverkauf regelmäßig beobachten und die Preise entsprechend anpassen. Der Chef von Live Nation, Michael Rapino, hat selbst in einem Interview kein Geheimnis daraus gemacht. Das dann der Bandfan als Melkkuh angesehen wird, interressiert dann nicht.
Doch wie sieht das hierzulande aus? Während dieses System in Deutschland bei Flugreisen oder Mietwagen längst Praxis ist, scheint es im deutschen Musikgeschäft noch, wir betonen „noch“ keine große Rolle zu spielen. Auf Nachfrage erklärt CTS Eventim: „Algorithmen zur dynamischen Preisgestaltung kommen in Deutschland zurzeit nur in Ausnahmefällen zum Einsatz und auf eventim.de überhaupt nicht.
Die Entscheidung hierüber liegt ausschließlich bei den Veranstaltern.“ Auch der Bundesverband das Konzert- und Veranstaltungswirtschaft sagt: „Wir wissen von keinem ‚Dynamic Pricing‘ in Deutschland.“
Fazit: Jeder Konzertbesucher sollte dringend den Ticketverkauf gut beobachten, bevor er dann ein Ticket für ein Konzert bucht bzw. kauft.