Bob Seger ist 80 Jahre geworden
Written by admin on 03/09/2025
Es gibt Musiker, die so geerdet sind, dass man fast glaubt, sie seien aus Versehen zu Stars geworden. Bob Seger zum Beispiel. Kaum ein Musiker wirkt so grundsympathisch, authentisch und liebenswert wie der Gitarrenvirtuose.
Während viele seiner Generation Allüren entwickelten und Schlagzeilen wegen Drogen- und Frauengeschichten machten, kam Seger stets eher wie der liebe Typ aus der Werkstatt von nebenan rüber, jemand, der dir bei einem Bier ein paar gute Geschichten erzählt. Und eigentlich ist er genau dieses.
Zu seinem 80. Geburtstag wollen wir diesen Umstand einmal genauer unter die Lupe nehmen. Und natürlich, wie es ihm dennoch gelang, Millionen Alben zu verkaufen.
Die Rocklegende wurde am 6. Mai 1945 in Detroit, Michigan, als Robert Clark Seger geboren, wächst jedoch im nahe gelegenen Ann Arbor auf, einer Stadt, die stärker vom Collegegeist als vom industriellen Herzschlag Detroits geprägt ist.
Sein Vater arbeitet dort als erfolgreicher Medizintechniker und ist nebenbei ein talentierter Jazz- und Folk-Musiker, eine Leidenschaft, die früh auf seinen Sohn abfärbte. Doch auch ein einschneidendes Erlebnis beeinflusst Segers Entwicklung: Als Bob zehn Jahre alt ist, verlässt sein Vater die Familie. Dieser Bruch hinterlässt Spuren, die Seger später musikalisch verarbeitet. Immer wieder kehrt er zu Themen wie Verlassenwerden, Identitätssuche und dem unbedingten Willen, trotz allem weiterzumachen zurück.
In den frühen und wilden 1960er-Jahren taucht Seger in die florierende Musikszene Michigans ein. Zunächst spielt er in lokalen Combos wie „The Decibels“ und „The Town Criers“, bevor er sich 1966 der Gruppe „The Last Heard „anschließt. Mit dem Song „East Side Story“ schaffte er einen erstern Achtungserfolg, der in Detroit zum lokalen Hit wird. Kurz darauf gründet er das „Bob Seger System“, mit dem ihm 1968 ein regionaler Durchbruch mit der Single „Ramblin Gamblin’Man“ erlingt. Der Song erreicht Platz 17 der Billboard-Charts und zeigt erstmals Segers Potenzial. Kraftvoller Gesang, energiegeladene Arrangements und bodenständige feine Texte.
Trotz dieses Erfolgs bleibt der große Durchbruch aber aus. Die Besetzung seiner Band wechselt häufig, und die Plattenverkäufe gingen auch nicht vorwärts. Doch der junge Musiker lässt sich nicht entmutigen. Unermüdlich tourt er durch Clubs und kleinere Hallen, vor allem im Mittleren Westen. Diese Erfahrungen haben ihn aber sehr geprägt.
Der Durchbruch kommt aber dann doch im Jahre 1976. Seger ist zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre alt, ein Alter, in dem viele entweder ihr Ziel erreicht oder ihre Träume aufgegeben haben. „Live Bullet“ wird seine erste wirklich erfolgreiche Scheibe, eine mitreißende Konzertaufnahme, die den unverfälschten Charme von Bob und seiner Band perfekt einfängt. Es ist keine glatte Studioarbeit, sondern ein schweißgetränktes Zeugnis seiner Live-Qualitäten.
Noch im selben Jahr erscheint der nächste Knaller, das Studioalbum „Night Moves“ und dieses Werk katapultiert ihn endgültig ins nationale Rampenlicht. Der Titelsong, eine halb gesungene, halb erzählte Erinnerung an erste Liebeserfahrungen auf dem Rücksitz eines Autos, wird zu einem der größten Songs seiner Karriere.
Seger wird zum Sprachrohr der US-Arbeiterklasse. Diese identifiziert sich mit dem authentischen Außenseiter und findet ihren Alltag in Liedern wie „Mainstreet“, „Rock and Roll Never Forgets“ und später „Against the Wind“ oder „Like a Rock“ wieder.
Und ein Außenseiter bleibt er aber trotz seines beachtlichen Erfolgs. Während sich seine Alben in den 1980er-Jahren millionenfach verkaufen und landesweit durch die Lautsprecher dröhnen, hält sich der Musiker zurück. In dieser Zeit gibt er kaum Interviews, meidet Skandale und tritt nur selten in der Öffentlichkeit auf.
2004 wird Bob Seger schließlich in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen und dieses wurde natürlich auch heftig gefeiert.
Bob Seger ist einer der großen amerikanischen Geschichtenerzähler! Er hat den Geist einer Generation und das Lebensgefühl des Rust Belts eingefangen wie kaum ein anderer. Kein virtuoser Schnickschnack, kein verkopfter Kunstrock, einfach ehrliche Mukke mit Herz und Verstand. Und genau dafür hat er sich seinen Platz an der Spitze des Classic Rock redlich verdient.
Und nun, stolze 80 Jahre ist er geworden und Seeger kann auf sich sehr stolz sein.